Im ewigen Fluss der Arbeit – 5 Tipps damit Sie nicht untergehen

Haben auch Sie den Eindruck, dass das neue Jahr mit ordentlich Tempo gestartet ist? Mir zumindest geht es so und auch bei meinen Kund:innen tut sich einiges. Die Themen, die in den letzten beiden Pandemiejahren gelitten haben, kommen jetzt auf den Tisch und wollen bearbeitet werden. Mein Eindruck ist, teilweise überlagern sich die Ebenen: z. B. unbereinigte Altthemen in der Teamarbeit werden von neuen organisationalen Sachfragen eingeholt. Und dann ist es gar nicht so einfach zu entscheiden, wie und wo setze ich als Führungskraft am wirkungsvollsten an. Gespräche sind dran und damit einhergehend ist ein Zeitinvestment in Austausch und Entwicklung nötig.

Im Blindflug durchs Tagesgeschäft

Und da ist sie wieder diese gleichbleibende Anforderung sowohl das Tagesgeschäft als auch die Umsetzung von strategischen Vorhaben und personellen Entwicklungsaufgaben unter einen Hut zu bringen. Das Tagesgeschäft, oft als „echte Arbeit“ empfunden, ist vielfältig, aufreibend und ablenkend. Es verspeist häufig den Großteil unserer Aufmerksamkeit. Im unbewussten Blindflug schlägt Dringlichkeit Bedeutung.

Meine Überzeugungen diesbezüglich sind:

  • Es gibt immer mehr zu tun als Zeit da ist.
  • Es kann in der heutigen Arbeitswelt nicht mehr darum gehen, alles zu schaffen. Das ist eine Illusion.
  • Wer zurechtkommen will, muss immer wieder für sich selbst und seinen Verantwortungsbereich mit großer Klarheit priorisieren können. Fehlender Fokus führt zur Zersplitterung der Kräfte.

Und wer kennt sie nicht diese Tage: viel geredet und beschäftigt mit wenig Output für die wirklich wichtigen Sachfragen oder Prozesse.

Die Arbeit ist ein ewiger Fluss

Lars Baus hat in seinem Buch „Selbstmanagement: Die Arbeit ist ein ewiger Fluss, Gelassener Arbeiten und besser leben“ ein schönes Bild skizziert. Er schreibt: „Wir müssen lernen, uns souverän durch einen permanenten, nicht abreißenden Aufgabenstrom zu bewegen. Wir können uns vor diesem Hintergrund die Arbeit wie einen großen Fluss vorstellen, der von vielen Quellen gespeist wird und unaufhörlich fließt: Die Arbeit ist ein ewiger Fluss!“

Dem kann ich inhaltlich voll zustimmen. Und hier möchte ich fünf Dinge teilen, die ich von meinen Kund:innen höre oder selbst berücksichtige, um im täglichen Arbeitsfluss nicht irgendwann erschöpft unterzugehen.

1. Eine klare Ausrichtung auf allen Ebenen erzeugen

Es hilft enorm, persönlich und auch in der Führungsmannschaft Klarheit über das „Big Picture“ zu haben, um die wichtigsten strategischen Ziele inmitten und trotz der vielfältigen Anforderungen im Arbeitsalltag umzusetzen. Das klingt einfach, ist aber nicht leicht. Gerade großen Organisationen fällt es aus meiner Erfahrung häufig schwer, Strategien und Ziele sinnhaft bis in jeden Arbeitsbereich zu implementieren. Mit dem Effekt: Jeder Bereich setzt sich zwangsläufig seine eigenen Prioritäten.

2. Verantwortung ist keine Frage eines einzelnen

Gerade langfristige Aufgaben und Projekte auf der Unternehmensagenda können im Wirbelwind Tagesgeschäft schnell in den Hintergrund oder gar die Vergessenheit geraten. Den Preis den das Management zahlt: enttäuschte und demotivierte Mitarbeiter:innen sowie ein Verlust an Glaubwürdigkeit. Deshalb: tragen Sie Sorge dafür, dass über Fortschritte gesprochen und berichtet wird, das Erreichtes sichtbar und Zwischensteps gewürdigt werden. Das setzt ein sicheres soziales Umfeld voraus, in dem es erlaubt ist, untereinander nachzufragen und sich gegenseitig aufmerksam zu machen, wenn vereinbarte Themen vom Radar rutschen oder ständig neue dazukommen.

3. Eins nach dem anderen

„Frau Bassüner, wie schälen Sie eigentlich Kartoffeln?“, fragte mich mal eine Teilnehmerin in einem Training. Eine nach der anderen. Und so sollten wir es auch mit unseren täglichen Aufgaben tun. Lassen Sie nicht Ihr E-Mail-Programm entscheiden, wie Ihr Tag verläuft.

Und an die getriebenen Chefs da draußen: Seien Sie sich stets darüber bewusst, dass eine Mail von Ihnen eine ganze Organisation in Wallung bringen kann. Deshalb fragen Sie sich bitte immer vor dem Versenden „dringender“ Aufträge: „Ist das jetzt wirklich wichtig?“.

4. Gelassen und flexibel bleiben

Ganz ehrlich: Wenn Dinge nicht so laufen, wie ich sie eigentlich geplant hatte, schreie ich nicht „Hurra“. Die Kompetenz, gelassener mit Veränderungen umzugehen, musste ich mir über die Jahre erarbeiten. Heute gelingt es mir häufiger und immer schneller bei „Störungen“ beiseitezutreten und mir innerlich den Satz zu sagen: „AHA! Ist ja interessant.“ Dieser innere Abstand zum auftretenden Problem hilft mir, mich weniger zu ärgern oder aufzuregen und mich schneller auf die neuen Anforderungen einzustellen. Flexibel wie ein Fisch im Wasser, der die Richtung ändert, um seiner Beute zu folgen.  

5. Mit der Energie gehen

Jeder Tag ist für mich von der zur Verfügung stehenden Kraft und Energie anders. Manchmal nehme ich mir Dinge vor, bei denen ich dann merke: „Oh, heute spüre ich dafür keine Kraft oder Inspiration.“ Früher habe ich mich dann häufiger selbst angetrieben und durchgezwungen mit dem Effekt, dass ich länger für eine Aufgabe brauchte und hinterher erschöpft war. Heute versuche ich, mehr auf mich und mein Energiepotenzial für eine bestimmte Aufgabe zu hören. Das ist nicht immer möglich, ganz klar. Unterstützung bietet mir eine gute Wochenplanung, um die wirklich wichtigen Dinge nicht vom Radar zu verlieren. Und es braucht Wachsamkeit, um nicht in die Aufschieberitis-Falle zu tappen.

Kurzum: Wir haben wieder ein spannendes Jahr vor uns, dass einen täglichen Zufluss an neuen Aufgaben bereithält. Bleiben Sie fokussiert und zugleich gelassen. Als geistige Unterstützung empfehle ich Ihnen, das Buch von Lars Baus „Selbstmanagement: Die Arbeit ist ein ewiger Fluss, Gelassener Arbeiten und besser leben“ (Springer Gabler) zu lesen.