Achten Sie auf ein 3:1-Verhältnis für ein gutes Arbeitsklima
Wie erleben Sie gerade die Stimmung in Ihrem Team? Locker oder gestresst, zuversichtlich oder belastet? Gute Stimmung im Team fällt nicht vom Himmel. Wenn Sie aktiv etwas beeinflussen wollen, dann achten Sie auf ein Verhältnis von 3:1.
Die Erkenntnisse der positiven Psychologie für sich nutzen
Die positive Psychologie hat gut erforscht, dass Menschen u. a. das regelmäßige Erleben positiver Emotionen zum Aufblühen bringt. Bei positiven Emotionen denken Sie vielleicht zuerst an lachende Mitarbeiter:innen, die freudig und heiter im Teammeeting sitzen. Keine Angst, Sie müssen sich nicht zum besten Witzeerzähler im Team entwickeln. Zur Gruppe positiver Emotionen gehören auch Gefühle von Inspiration, Interesse, Dankbarkeit, Zufriedenheit, Stolz und Hoffnung. Damit werden die Stellhebel deutlich variantenreicher, um als Führungskraft auf ein gutes Arbeitsklima Einfluss zu nehmen.
Die 3:1-Regel
Die positive Psychologie hat auch untersucht, welches Verhältnis es im Arbeitsalltag von positiven zu negativen Erfahrungen braucht, damit das Miteinander als förderlich, angenehm und produktiv erlebt wird. Und zwar 3: 1. Ich finde, das ist nicht unerheblich.
Das bedeutet konkret:
- Wenn Sie Ihren Mitarbeiter:innen Feedback geben, dann achten Sie darauf, dass Sie positive Arbeitsergebnisse und Entwicklungen ebenso regelmäßig würdigen. Eine kritische Rückmeldung hinterlässt so viele Spuren wie drei positive Äußerungen.
- Ein negativ-verkorkstes Teammeeting braucht drei konstruktive Begegnungen im Team, um das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.
- Eine konfliktbeladene Konfrontation benötigt zum Ausgleich drei schöne Erlebnisse.
Sollten Sie als Führungskraft in einer Unternehmenskultur unterwegs sein, in der Fehler mehr Sexappeal haben als Lösungen und Mängel mehr Attraktivität als Stärken, dann dürfte es hier einiges zum Anpacken geben, um die Waagschale in Richtung förderliches Klima zu bewegen.
Praxistipps, um das Teamklima positiv zu beeinflussen
Meine Erfahrung ist, es sind häufig die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Wichtig ist, dauerhaft dranzubleiben, auch wenn das Alltagsgeschäft mal wieder drückt. Anbei vier kleine Beispiele, um für positive Emotionen im Miteinander zu sorgen:
- Vergessen Sie gerade auch in stressigen Zeiten nicht Höflichkeiten wie »Guten Morgen«, »Bitte«, »Danke«. Ich habe in meinen Trainings und Workshops häufig gehört, dass es Mitarbeiter:innen sehr schätzen, wenn ihre Führungskräfte z. B. morgens mal den Kopf durch die Bürotür stecken oder tagsüber im Büro für einen kleinen Small-Talk sichtbar werden. Und selbstverständlich sollten diese Höflichkeiten nicht im Homeoffice-Modus aufhören und in angepasster Form auch bei Remote Work ihren Platz haben.
- Steuern Sie im leichten Austausch mit ihren Mitarbeiter:innen gezielt angenehme Gesprächsinhalte an. Z. B. zum anstehenden Urlaub, geliebten Hobbys und Vorlieben ihres Gegenübers. Zeigen Sie dabei echtes Interesse und Aufmerksamkeit. Hierfür braucht es einen guten Blick für die individuellen Ichs im Team. Vorgetäuschtes Interesse aus Pflichtgefühl, weil man es als Führungskraft eben so machen sollte, spüren ihre Mitarbeiter:innen sofort.
- Würdigen Sie einzelne oder Teamergebnisse oder auch schöne Erlebnisse mit einem kleinen Bericht z. B. im Intranet. Machen Sie Gutes publik. Sprechen Sie über Erfolge. Das ermöglicht positive Emotionen wie Stolz.
- Sorgen Sie als Führungskraft für kleine Aufmerksamkeiten wie Blumen bei besonderen Lebensereignissen ihrer Mitarbeiter:innen (z. B. Hochzeit, Geburt von Kindern, Jubiläen, Abschluss von Zusatzausbildungen). Ihr Gegenüber wird sich als Mensch gesehen und wertgeschätzt fühlen.
Sie sehen, die Spielwiese ist groß. Es ist klar, dass vieles davon in den letzten Pandemiemonaten nur bedingt umsetzbar war. Zugleich habe ich beobachtet und selbst erlebt, wie kreativ auch im Online-Format einiges davon adaptiert worden ist. Fakt ist, es braucht Momente und Zeiten von echter und aufrichtiger Begegnung, um im Team gut in Kontakt zu sein und damit aktiv auf das Klima einzuzahlen.
Nehmen Sie das Verhältnis 3:1 gerne bewusst in ihren Führungsalltag mit hinein. Vielleicht haben Sie ja Lust, am Ende eines Arbeitstages oder einer Arbeitswoche mal Revue passieren zu lassen, wie viele positive und negative Erfahrungen Sie im Miteinander gemacht haben und gleichen dazu Ihre Stimmung ab. Lassen Sie mich gerne von Ihren Ergebnissen wissen!
Quellen für den Artikel:
Ebner, Dr. Markus (2019): Positive Leadership, Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance, Facultas, Wien, 1. Auflage.
Sichart, Astrid; Sichart, Silke (2021): Führen in der Krise, Vom Umgang mit Unsicherheit: Neugier, Commitment und Beziehungsintelligenz, Haufe Fachbuch, 1. Auflage.